Es ist Herbst 2019

Hast du jemals gedacht – keinen Schritt weiter?

Ich hatte hunderte solcher letzten Schritte, während meines Aufstiegs von Chele nach Sangboche.

Am Tag zuvor (der erste Tag unseres Aufstiegs)  löste sich die erste Sohle meiner Schuhe und es war in Chele nichts anderes zu finden, als ein alter Zementsack auf dem Weg mitten im Dorf, um meinen Schuh notdürftig zu flicken, damit wir am nächsten Tag unseren Aufstieg fortsetzen konnten. 

Ich kann mich an keine Situation erinnern in welcher die Lösung für ein Problem so einfach hätte sein können und nun unlösbar schien. 

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Die Dörfer durch die wir kamen , bestanden teilweise aus nur 2 Häusern , (welche keine Schuhgeschäfte waren) und der Teil der Strecke war der härteste.

Wir hatten so steile Abstiege und dementsprechende Aufstiege, überwanden fast 1000Höhenmeter. 

Ich habe mich in der festen Überzeugung, körperlich sehr fit zu sein, auf diesen Weg gemacht. 

Nun ja, Zeit sich in Demut zu üben. 

Wenn Dir angesichts der nächsten 10m die du zu gehen hast, der Gedanke kommt : Unmöglich, keinen Schritt weiter! und wenn, dass sich inzwischen bereits die 2.Schuhsohle verabschiedet hat, dein geringstes Problem ist, hast du das Gefühl vielleicht doch nicht so fit zu sein wie du dachtest.

Es ist unmöglich hier aufzuschreiben was für Gedanken mir während dieses Weges durch den Kopf gingen, deshalb versuch ich es erst gar nicht. 

Doch dann bleibst du stehen und schaust zurück und siehst ,was du bereits geschafft hast und bist einfach nur überwältigt. 

In unserem Hostel in Sangboche , welches eines von 2 Häusern in diesem Ort ist, fragte mich die Gastgeberin gleich was denn mit meinen Schuhen passiert sei und es ist so unfassbar , sie hatten hier ein paar Schuhe zu verkaufen. 

1 Model , zum Glück auch in meiner Größe. 16$ kosten sie und werden mich nun mindestens nach Lo Manthang tragen. 

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18.10.19 

Unter allerschlimmsten Fußschmerzen habe ich Lo Manthang erreicht. Meine 16$ Schuhe , so erfreut ich für den Moment über sie war, waren selbstverständlich keine Trekking Schuhe und das merkte ich spätestens als es das erste mal down hill ging. 

Meine Zehen hatten gestern schon allesamt Blutergüsse und heute musste ich weitere 16km up and down bis nach Lo Manthang damit gehen. 

Jeder Schritt eine kleine Folter… aber ich habe nicht geweint 😉 

Und nun bin ich da. 

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Inzwischen haben wir mehr als 4000!!! Höhenmeter überwunden und was ich hier gesehen habe , wird sich in mein Gehirn einbrennen. Unbeschreiblich! 

Dieses Gebirge, diese Landschaft, die Menschen die ich hier treffe und nicht zuletzt den Menschen Ivonne den ich hier kennenlerne. 

Es gab Momente in denen ich mich absichtlich ein wenig zurückfallen ließ bis mein Begleiter und Shiva, unser Guide, um die nächste Kurve gebogen waren und ich – gefühlt – der einzige Mensch im Umkreis von ich weiß nicht wie vielen Kilometern Sichtweite zu sein schien. 

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Dieses Gefühl allein auf der Welt zu sein, hatte etwas so Überwältigendes, Schönes, Trauriges. 

Aber vor allem Wahres und Kraftvolles. 

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